Möbius trifft Bach

Ein Möbiusband ist eine zweidimensionale Struktur die nur eine einzige Fläche hat. Ein Krebskanon ist ein Kanon, dessen eine Stimme vorwärts gespielt wird, während die andere Stimme die gleiche Melodie rückwärts vorträgt. Jos Leys und Xantox haben die Äquivalenz beider Phänomene benutzt und den Krebskanon aus “Das musikalische Opfer”, BWV 1079, von J. S. Bach auf einem Möbiusband aufgetragen und animiert. Ob sich der Leipziger Mathematiker von der Musik des Leipziger Komponisten zur Entdeckung seiner seltsamen Fläche inspirieren ließ? Wir werden es nie erfahren, die Verbindung ist jedoch sehr aufschlussreich.

Animierte Ikonenmalerei

„Die Schlacht von Kerschenez“ ist ein russischer Animationsfilm, der 1971 unter der Regie von Jurij Norshtejn und Ivan Ivanovo-Vano entstand. Die Geschichte basiert auf einer Legende um die unsichtbare Stadt Kitesch. Die legendäre Stadt verschwindet unter den Wassern eines Sees, um einem Angriff durch die Goldene Horde zu entgehen. Der Film selbst folgt der Legende nur bruchstückhaft, konzentriert sich eher auf ihren Höhepunkt, den Kampf zwischen russischen Soldaten und der goldenen Horde, der zu einem symbolischen Kampf der Kulturen stilisiert wird. Die Motive und Figuren sind mittelalterlichen Fresken entnommen, die Musik entstammt einer Oper Rimskij-Korsakows. Hätten er und Andrej Rubljow einen gemeinsamen Film geplant, wäre vermutlich das dabei herausgekommen. Ein Meisterwerk!

Tarkovskijs Polaroids

Tarkowskijs Filme erscheinen oft wie eine stille Montage aus einzelnen ruhigen Einstellungen. Nach seinem verstörenden Hauptwerk Stalker verließ Tarkovskij 1979 die Sowjetunion und ging zunächst nach Italien ins Exil. Mit einer Polaroidkamera nahm er dabei Abschied von seiner Heimat und eignete sich gleichsam die neue Welt an.

Die dabei entstandenen sehr persönlichen Bilder wurden in einer Auswahl erstmals 2006 in Italien veröffentlicht und liegen unter dem Titel Lichtbilder auch als deutsche Buchfassung vor. Ein russischer Foto-Blog hat jetzt alle Bilder digitalisiert und ein weiterer Blog diese als Polaroid-Galerie aufbereitet.

Zwar sollte die Ära der Sofortbildfilme bereits 2008 enden, wenn es nach Polaroid gegangen wäre. Glücklicherweise ist es den ehemaligen Mitarbeitern der letzten verbliebenen Produktionsstätte in den Niederlanden mit ihrem Impossible Project gelungen, die Fabrik zu übernehmen und das Sofortbild in Eigenregie wiederzubeleben.

Teslas Gewittermusik

Eine Tesla-Spule ist eine Transformatorschaltung, die von Nikola Tesla Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Sie erzeugt hohe Spannungen und sehr hochfrequenten Wechselstrom. Manche Leute machen Musik damit. „Was Sie hören ist ein audiomoduliertes Gewitter“, erklärt Joe DiPrima von Arcattack, einer Band aus Austin, Texas. In den Shows von Arcattack tanzt deren MC und Stuntman Patric Brown mit einem Faraday-Schutzanzug durch Funken mit einer Spannung von einer halben Millionen Volt.

One-Bit Symphony

1-Bit Symphony von Tristan Perich auf Vimeo.

Tristan Perichs 1-Bit Symphony ist eine elektronische Komposition in fünf Sätzen. Und obwohl die elektronische Schaltung in einer CD-Hülle untergebracht ist, handelt es sich eher um eine Aufführung als um eine Aufnahme im klassischen Sinne. Der von Perich programmierte und montierte Schaltkreis spielt die Musik „live“ über einen eingebauten Kopfhöreranschluss. Das Projekt wird am 24. August 2010 beim New Yorker Label Cantaloupe veröffentlicht und kann schon jetzt vorbestellt werden.

Super Mario geht zur Schule

Wie die BBC kürzlich feststellte, sind Bilder und Töne aus altbekannten Videospielen mittlerweile fester Bestandteil der Popkultur. Ein wunderschönes Beispiel hierfür ist die japanische Papieranimation zu Super Mario in der Schule. Der Film wurde innerhalb von 2 Wochen produziert und benutzt quadratische Post-its um die Pixelgrafik wiederzugeben. Großartig!

Pu der Bär auf russisch

Es ist gewiss nicht leicht, tiefe Einsichten in minimalistischer Einfachheit auszudrücken. Alan Alexander Milnes Kinderbuch Pu der Bär (engl. Winnie-the-Pooh) aus dem Jahr 1926 gelingt dies meisterhaft.

Du kannst nicht in deiner Ecke im Wald sitzen und darauf warten, dass die anderen zu dir kommen. Manchmal musst einfach zu ihnen gehen.
(Pu der Bär)

Die russische Nacherzählung der Geschichte stammt von Boris V. Zakhoder und erschien 1960 im gerade gegründeten Kinderbuchverlag Detskij Mir. Das wahre Meisterwerk ist jedoch die Animationsfassung. Sie basiert auf Zeichnungen von Eduard V. Nazarov erschien 1969 unter der Regie von Fjodor Khitruk bei Sojusmultfilm. Mir ist keine trefflichere Beschreibung der russischen Gastfreundschaft bekannt als der zweite Teil der Trilogie „Pu der Bär auf Besuch„. Viele der philosophischen Einsichten sind bis heute Teil der russischen Populärkultur.

„Я“ бывают разные. – Es gibt verschiedene „Ichs“.

Das hier vorgestellte Video zeigt den ersten Teil der Trilogie im russischen Original mit englischen Untertiteln.