Sebastian ist Mathematiker, Bildungsforscher, Webentwickler, Reisender und neugierig auf das, was die Welt und das Internet an neuen Ideen bereithalten. Auf NEUES LERNEN stellt er Innovationen zum Einsatz von Technologien und Neuen Medien im Bildungsbereich vor und kuratiert frei zugängliche Bildungsinhalte, Online-Kurse, Sprachkurse und Hörbücher. Auf waack.org bloggt er auf englisch.
Castingshows und Talent sind vereinbar. Zumindest hält die Ukrainische Fassung von „Deutschland sucht den Superstar“ namens Україна має талант (dt.: Die Ukraine hat Talent) eine freudige Überraschung bereit: Kseniya Simonovas Sandmalerei.
In der siegreichen Aufführung des Jahres 2009 erzählt sie die Geschichte des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Die Bilder fließen ineinander über, werden verformt, zerstört und neu angerichtet. Spätestens wenn Simonova am Schluss „Du bist immer bei mir“ und die Jahreszahl 1945 in den Sand schreibt, sind Jury und Publikum zu Tränen gerührt. Bemerkenswert wie hier Popkultur und Erinnerungskultur generationsübergreifend verschmelzen.
Eine stehende Welle entsteht aus der Überlagerung zweier gegenläufig fortschreitender Wellen gleicher Frequenz und gleicher Amplitude. Ein Musterbeispiel ist die schwingende Saite eines Musikinstruments.
Daniel Palacios hat diese stehenden Wellen anhand einer übergroßen, mehrere Meter langen „Saite“ sichtbar gemacht. Ein Gummiband wird von Motoren in Schwingung versetzt. Unregelmäßigen Formen verwandeln sich beim Erreichen der Eingenfrequenzen in stabile stehende Wellen und visualisieren den Grundton und die Obertöne einer schwingende Saite.
Werner Herzogs Kurzfilm „Letzte Worte“ wurde 1968 auf Kreta und Spinalonga in nur zwei Tagen gedreht und an einem weiteren Tag geschnitten während Herzog an seinem Film „Lebenszeichen“ arbeitete.
Letzte Worte erzählt die Geschichte des letzten Mannes, der die Insel Spilonga verlassen muss. Die Insel war zuvor eine Leprakolonie. Da der Mann sich geweigert hatte zu gehen, wurde er zwangsweise umgesiedelt. Er lebt nun auf Kreta, spielt nachts in den Bars die Lyra und weigert sich zu reden. Die ungewöhnliche Erzählweise des Films lässt die meisten Darsteller ihren Text mehrmals sprechen. Selbst der Mann von der Insel hat eine Sprechrolle, da er wieder und wieder erklärt, dass er sich weigere zu sprechen, und sei es nur ein einziges Wort.
Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Im 7. Buch von Platons Hauptwerk Politeia verdeutlich Sokrates seinem Gesprächspartner Glaukon in einem Gleichnis die Natur des Menschen, der Erkenntnis und der Realität. Die Animationskünstler Timothy Schultz, Michael Ramsey und John Grigsby haben das düstere Gleichnis in dem hier vorgestellten Film zum Leben erweckt. Sie gewannen mit ihrem Kurzfilm, bestehend aus über 4000 Einzelbildern von Knetfiguren, 2008 und 2009 mehrere Filmfestivals.
Smarthistory.org ist eine wahre Fundgrube für alle an Kunstgeschichte interessierten Menschen: Museumsbesucher, Reisende, Lehrende und Lernende. Die Website ist weit mehr als ein Ersatz für teure und schwere Lehrbücher. Smarthistory ist die persönliche Stimme von Kunshistorikern die sich beim Betrachten von Kunstwerken unterhalten. Eine wahre Multimedia-Aufbereitung die viel mehr ist als die Summe aus Kunstgeschichtslehrbuch und Audioguide. Smarthistory macht Informationen über Kunst zugänglich, unterhaltsam und ansprechend zugleich.
Beth Harris und Steven Zucker begannen Smarthistory im Jahr 2005 als Blog, auf dem sie Podcasts veröffentlichten, die als kostenlose Audio-Guides in New Yorker Museen genutzt werden konnten. Später organisierten sie den ständig wachsenden Materialbestand stilistisch und zeitlich und begannen die Podcasts mit Text und Bildern anzureichern.
Im Jahr 2008 erhielten sie ein Stipendium der Kress Foundation für das Redesign der Website. Mittlerweile ist die Website selbst ist ein Meisterwerk was die Usability betrifft. Letztes Jahr gewann Smarthistory den renommierten Webby Award – „die höchste (offizielle) Auszeichnung für Exzellenz im Internet“, wie The New York Times es ausdrückte – für die beste Website in der Kategorie Bildung.
Besucher können die Website über verschiedene Navigationswege durchstöbern und erkunden, je nach ihren Bedürfnissen und Interessen. Zur Auswahl stehen Zeitläufte, Stil, Künstler oder Thema, und darüber hinaus mit Hilfe einer visuellen Navigation in der Mitte der Homepage oder am Ende der Einzelseiten.
So ansprechend, lebendig, unterhaltsam und spielerisch leicht kann der Umgang mit Kunstgeschichte sein. www.smarthistory.org
Der Tractatus logico-philosophicus ist das einzige Buch des österreichischen Philosophen
Ludwig Wittgenstein, das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde. Es war ein ehrgeiziges Projekt, das die Beziehung zwischen Sprache und Wirklichkeit und die Grenzen der Wissenschaft ergründete um festzustellen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Wittgenstein schrieb den Tractatus in seiner Zeit als Soldat und als Kriegsgefangener während des Ersten Weltkriegs.
Vor einigen Jahren erstellte Jonathan Laventhol eine erste Hypertext-Version des zweisprachigen deutsch-englischen Ausgabe des Tractatus als private Lernhilfe. According to him, the reader will have to make up his own mind about whether such a tool helps or hinders the appreciation of the book. Er meint, jeder Leser müsse selbst entscheiden, ob eine solche Aufbereitung dem Buch angemessen und hilfreich oder eher hinderlich sei.
Michele Pasin, ein Forscher am Londoner King’s College, erstellte eine weitere HTML-basierte Visualisierung des Tractatus, die versucht die Registerkarten als Darstellungsform zu nutzen. Diese Aufbereitung war Teil des PhiloSURFical-Projekts welches Pasin während seiner Doktorarbeit am Knowledge Media Institute entwickelte.
In den meisten Ländern ist der Originaltext mittlerweile im Rahmen des Gutenberg-Projektes frei verfügbar. (www.gutenberg.org/ebooks/5740). Dennoch bleibt das einfache Buch immernoch den besten Zugang zum schwierigen Text.
Und wenn man immer noch Verständnisprobleme hat, fragt man am besten Leute wie John Searle, alles das was der Fall ist ein wenig näher zu erläutern.
Schließlich bin ich mir nicht sicher, ob Wittgenstein die Hypertext-Variante seinen Notizzetteln vorgezogen hätte. Aber ich bin überzeugt davon, dass verschiedene Wege zur Erkundung eines Textes dem Verständnis nur zuträglich sind.
Dieses Video ist auf Youtube gesperrt. Seien Sie bitte vorsichtig! Sie könnten die Performance des Künstlerduos Eva und Franco Mattes, bekannt als 0100101110101101.ORG, anstößig finden. Aber wenn Sie es sehen, werden Sie einiges über soziale Online-Interaktionen herausfinden. Schauen Sie dieses Video entweder gar nicht. Oder schauen sie es zweimal.
„No Fun (Kein Spaß)“ wurde Anfang des Jahres auf chatroulette.com aufgeführt, einer Website, die fremde Menschen zufällig zu Webcam-basierten Chats zusammenbringt. Was würden Sie tun, wenn Sie einen Mann aufgehängt bei Chatroulette finden? Zunächst könnten Sie glauben, dies sei nicht echt. Aber dann…
Rufen Sie die Polizei? Machen Sie ein Foto? Spielen Sie ein Lied auf der Gitarre? Oder setzen Sie einfach Ihre Sonnenbrille auf?
Der gesamte Aufbau der Performance ist ziemlich verstörend, weil es den Künstlern gelingt, den Betrachter in die Szenerie einzubeziehen, während dieser gerade mit einem Selbstmord konfrontiert ist. Die räumliche Struktur und Aufstellung von Bildschirm und Kamera erinnern an Diego Velázquez „Las Meninas“. Wie in Velásquez‘ Gemälde schafft „No Fun“ eine zutiefst unsichere Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten. In der Tat wird derjenige, der beobachtet, selbst beobachtet.