Monty Python – Google in Rom

Diese Monty-Python-Persiflage ist eine willkommene Abwechslung zur Streetview-Polemik dieser Tage. Die Verbindung von Google mit dem alten Rom ist gar nicht so weit her geholt, schließlich ist Python ist nicht nur Montys Nachnahme, sondern auch die Bezeichnung für eine bekannte Programmiersprache, die auch von Google verwendet wird.

Aldous Huxleys schöne neue Welt

In einem Interview mit Mike Wallace vom 18. Mai 1958 spricht Aldous Huxley, der Autor von „Schöne neue Welt“, über Drogen, Freiheit, das Fernsehen und die Überorganisierung der Welt. Es zeigen sich erstaunliche Parallelen zu heute:

Wenn die Technik immer komplizierter wird, dann wird es notwendig, immer ausgefeiltere Organisationen zu haben, hierarchischere Organisationen. Im Übrigen wird der Fortschritt der Technologie von einem Fortschritt der Organisationswissenschaft begleitet. Jetzt ist es möglich Organisationen in einem größeren Maßstab zu erschaffen als es jemals früher möglich war. Folglich hat man mehr und mehr Leute die ihr leben als Untertanen dieser hierarchischen Systeme verleben, kontrolliert von Bürokratien, entweder den Bürokratien der großen Wirtschaft oder den Bürokratien der großen Regierung.

Zum Geburtstag Mr. Huxley: Willkommen in der schönen neuen Welt von Google, Facebook, Microsoft und Co.! Die Hierarchien nennt man Netzwerke, die Untertanen heißt man Nutzer und die Organisationen sind größer als je zuvor.

Eine Transkription des Interviews findet sich hier.

Gandhi spricht über Zivilen Ungehorsam

1929 hisste der Nationalkongress die indische Flagge am Ufer des Ravi in Lahore. Wenig später erklärte der Kongress unter der Führung von Gandhi und Nehru die Unabhängigkeit Indiens. Gandhi wurde beauftragt, den zivilen Ungehorsam gegen die britische Krone zu organisieren. Er wählte als Ausgangspunkt den Widerstand gegen die Salzsteuer. Im März 1930 liefen Gandhi und 78 Anhänger fast 400 km von Sabarmati Ashram nach Dandi, Gujarat, um selbst Salz herzustellen. Diesem ersten Salzmarsch folgte ein massenhafter Ziviler Ungehorsam der sich rasch über ganz Indien ausbreitete und bis zu Gandhis Freilassung aus dem Gefängnis und der Unterzeichnung des Gandhi–Irwin Pakts 1931 andauerte. In der Folge nahm Gandhi als Vertreter des Indischen Nationalkongresses an den Zweiten Runden-Tisch-Gesprächen Ende 1931 in London teil. Nach dem Scheitern der Gespräche entschied Gandhi, den zivilen Ungehorsam wiederaufzunehmen. Erst 1947 erlangte Indien die vollständige politische Unabhängigkeit.

Die erste Tonfilm-Aufzeichnung von Mahatma Gandhi zeigt ihn im Interview mit einem US-amerkanischen Journalisten für Fox Movietone News im Sommer 1931; nach dem Salzmarsch und vor den zweiten Runden Tisch Gesprächen in London. Gandhi sagt: „Ich bin Optimist.“, und kündigt an, in traditioneller Kleidung nach London zu reisen. Und wenn England seine Forderungen nicht erfülle, werde er den Zivilen Ungehorsam wiederaufnehmen. Auf die Frage des Journalisten, ob er bereit sei, für Indiens Unabhängigkeit zu sterben, schließt er mit einem Lachen: „Das ist eine schlechte Frage.“

www.gandhiserve.org

Die letzte Reise eines Entdeckers

Richard Feynman, Nobelpreisträger für Physik, ist hierzulande wohl am besten bekannt für sein richtungsweisendes Lehrbuch „Die Feynman Vorlesungen über Physik“. Einige halten ihn für den besten Lehrer überhaupt. Er selbst gab sich eher bescheiden und sagte von sich: „Ich bin ein Entdeckergeist, neugierig auf alles. Und ich möchte viele verschiedene Dinge untersuchen.“ Dieser Antrieb beschränkte sich längst nicht auf die Naturwissenschaften: Feynman trommelte, malte, sang und brachte unbequeme Wahrheiten nach der Challenger-Katastrophe ans Licht. Den Nobelpreis für Physik 1965 hätte er am liebsten abgelehnt („Ich mag nicht die ganze Publicity“).

Letztes Jahr gab Bill Gates bekannt, dass er die Rechte an sieben Videos mit Feynmans Vorlesungen erworben habe, die 1964 unter dem Titel „Die Eigenart der Naturgesetze“ an der Cornell University gehalten wurden. Microsoft taufte das Projekt Tuva und stellt die Videos angereichert mit Zusatzinformationen seither kostenlos zur Verfügung.

Warum Tuva? Was hat Feynman mit dem kleinen Land mitten in Sibirien zu tun? Der hier vorgestellte Dokumentarfilm gibt Aufschluss darüber und ist noch dazu ein sehr persönliches Porträt aufgezeichnet von Feynmans Freund und Filmemacher Ralph Leighton. Begeben Sie sich mit den beiden auf eine abenteuerliche Reise, die Feynman nie vollenden konnte.

Die Videos zu Feynmans Vorlesungsreihe wurden in die Sammlung freier Online-Kurse im Abschnitt Physik aufgenommen. Die zugehörigen Bücher zum Film und zur Vorlesung finden Sie hier:

Biegen Sie jetzt links ab

crossroads (what to do) von Garvin Nolte.

Fühlten Sie sich je von Ihrem Navigationsgerät im Stich gelassen? Garvin Nolte geht auf Nummer sicher und legt mit der Video-Installation Crossroads (what to do) eine interessante Metapher des „Quo vadis“ vor. Fünfundzwanzig Navigationgeräte liefern scheinbar unbeirrbar den richtigen Weg, wenn auch nicht immer denselben. Momente der Unsicherheit werden mit mit der Floskel “Neuberechnung in Gang” überspielt. Dann ist zunächst wieder alles offen. Heute spricht man von “digitaler Demenz”, wenn Technik den Menschen das Denken abnimmt. Würden Sie vor den nächsten Baum fahren, selbst wenn alle Navigationsgeräte es Ihnen sagten?
Die Installation wurde im Rahmen des Berliner Kunstprojekts 48 Stunden Neukölln aufgezeichnet und präsentiert.

www.garvin.it
www.48-stunden-neukoelln.de

Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg

Andreas Schleicher ist Leiter der PISA-Studie der OECD. Er spricht in diesem Vortrag darüber, wie es erfolgreichen Bildungssystemen gelingt, das Potenzial der Verschiedenheit von Lernenenden zu nutzen. In Deutschland wirkt sich diese Heterogenität derzeit noch immer und in erster Linie als Benachteiligung von Kindern aus weniger priviligierten Bevölkerungsgruppen aus. Neben allen Ranglisten förderte der PISA-Schulleistungsvergleich in den letzten Jahren auch immer wieder folgende Erkenntnisse zutage:

– Ein vergleichsweise großer Anteil der Leistungsunterschiede lässt sich in Deutschland durch den sozioökonomischen Status der Eltern erklären.
– Bedingt durch das gegliederte Schulsystem bestehen große Leistungsunterschiede zwischen den Schulen. Diese sind ungefähr doppelt so groß wie im OECD-Mittel.
– Jugendliche mit Migrationshintergrund zeigen deutliche geringere Leistungen als einheimische Schüler und das über die sozioökonomischen Effekte hinaus.
– Bei Migranten zweiter Generation ist der Abstand zu einheimischen Schülern mit 93 Punkten so groß wie in keinem anderen OECD-Land.

Der Vortrag wurde der Sammlung freier Online-Kurse in den Bereichen Bildung und Soziologie hinzugefügt.

Weiterführende Informationen unter www.oecd.org

Chatroulette ist kein Spaß – „Las Meninas“ im Web 2.0

Dieses Video ist auf Youtube gesperrt. Seien Sie bitte vorsichtig! Sie könnten die Performance des Künstlerduos Eva und Franco Mattes, bekannt als 0100101110101101.ORG, anstößig finden. Aber wenn Sie es sehen, werden Sie einiges über soziale Online-Interaktionen herausfinden. Schauen Sie dieses Video entweder gar nicht. Oder schauen sie es zweimal.


„No Fun (Kein Spaß)“ wurde Anfang des Jahres auf chatroulette.com aufgeführt, einer Website, die fremde Menschen zufällig zu Webcam-basierten Chats zusammenbringt. Was würden Sie tun, wenn Sie einen Mann aufgehängt bei Chatroulette finden? Zunächst könnten Sie glauben, dies sei nicht echt. Aber dann…

Rufen Sie die Polizei? Machen Sie ein Foto? Spielen Sie ein Lied auf der Gitarre? Oder setzen Sie einfach Ihre Sonnenbrille auf?

Der gesamte Aufbau der Performance ist ziemlich verstörend, weil es den Künstlern gelingt, den Betrachter in die Szenerie einzubeziehen, während dieser gerade mit einem Selbstmord konfrontiert ist. Die räumliche Struktur und Aufstellung von Bildschirm und Kamera erinnern an Diego Velázquez „Las Meninas“. Wie in Velásquez‘ Gemälde schafft „No Fun“ eine zutiefst unsichere Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten. In der Tat wird derjenige, der beobachtet, selbst beobachtet.

Schauen Sie selbst!

Achtung, Sie werden beobachtet! Diego Velásquez, Las Meninas (1656)
Sie werden beobachtet! Diego Velásquez, Las Meninas (1656)

(Danke @ MrsBunz und 0100101110101101.ORG )